Die Porta Nigra hat eine lange und facettenreiche Geschichte, die sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt. Ursprünglich unter dem Namen Porta Martis bekannt. Das Tor wurde ab etwa 170 n. Chr. erbaut und dient als bedeutendes Wahrzeichen der Stadt. Sein heutiger Name „Porta Nigra“ oder „Schwarzes Tor“ entstand erst im Mittelalter und bezieht sich auf die dunkle Färbung des Sandsteins, der durch jahrhundertelange Witterungseinflüsse eine tiefschwarze Patina angenommen hat.
Errichtung und Baugeschichte der Porta Nigra
Der Bau der Porta Nigra begann im Jahr 170 n. Chr. als nördlicher Zugang zur römischen Stadt Augusta Treverorum, dem heutigen Trier. Lange Zeit war die genaue Datierung des Bauwerks umstritten, doch dendrochronologische Untersuchungen von Holzresten der Stadtmauer bestätigten 2018 den Beginn des Baus auf 170 n. Chr., da das Holz aus Bäumen stammte, die um 169/170 n. Chr. gefällt worden waren.
Die Porta Nigra war ursprünglich 36 Meter lang, 21,50 Meter breit und 29,30 Meter hoch. Es ist bemerkenswert, dass der Bau nie vollständig abgeschlossen wurde. Beispielsweise waren die Bohrungen für die Türangeln vorbereitet, jedoch blieben die Bossen an der Drehachse der Tore unbearbeitet, was den Einbau beweglicher Tore unmöglich machte. Viele Details des Bauwerks, wie die auf der Fassadenseite der Landseite sichtbaren Halbsäulen, blieben unvollständig. Außerdem hinterließen mittelalterliche Steinmetze, die die Eisenklammern und Bleivergüsse der Römer für den Wiederverkauf entfernten, Spuren, die das unvollendete Aussehen des Bauwerks verstärkten.
Zunächst ging man davon aus, dass die Porta Nigra im Zusammenhang mit der römischen Stadtmauer im 3. Jahrhundert n. Chr. errichtet wurde, um die Stadt gegen die zunehmenden germanischen Angriffe zu schützen. Heute halten die meisten Historiker die Porta Nigra eher für ein repräsentatives Bauprojekt, das primär der Stadtverschönerung dienen sollte und aufgrund finanzieller Engpässe unvollendet blieb.
Neben der Porta Nigra gab es noch andere Stadttore in Trier, darunter die Porta Alba (Weißes Tor), die Porta Media (Mitteltor) und die Porta Inclyta (Berühmtes Tor) an der Römerbrücke.
Das Mittelalter und der Umbau zur Kirche
Im 11. Jahrhundert nahm die Porta Nigra eine neue Rolle an. Der sizilianische Mönch Simeon ließ sich nach 1028 in dem Bauwerk nieder und soll sich dort einmauern lassen haben. Nach seinem Tod im Jahr 1035 wurde Simeon im Erdgeschoss des Gebäudes bestattet, und die Porta Nigra wurde zur Simeonskirche umgebaut. Diese Umwandlung umfasste zwei übereinanderliegende Kirchenräume, von denen heute noch eine Apsis erhalten ist. Da für die kirchliche Nutzung nur ein Turm nötig war, wurde der zweite Turmaufbau der Porta Nigra abgerissen. Diese Anpassung trug maßgeblich zur Erhaltung des Bauwerks bei, da es so nicht wie viele andere römische Gebäude als Steinbruch genutzt wurde.
Neuzeit und Wiederentdeckung
Im 18. Jahrhundert wurde das neben der Kirche gelegene Simeonstor umgestaltet. Im 19. Jahrhundert führte Napoleon Bonaparte die Abbrüche der mittelalterlichen Anbauten durch. Ab 1804 wurde das Gebäude entkernt, und die Preußen schlossen die Arbeiten 1816/17 ab. Ab 1822 wurde die Porta Nigra als Stadttor wiederhergestellt und diente zunächst als Antikenmuseum. Die Stadttore, die für die Erhebung von Abgaben verwendet wurden, wurden weiterhin im Simeonstor kontrolliert. Die Porta Nigra wurde zunächst als Wilhelmstor bezeichnet, erhielt jedoch auf Vorschlag von König Friedrich Wilhelm III. die Bezeichnung „Römertor“.
Seit 1986 gehört die Porta Nigra zum UNESCO-Welterbe und ist ein geschütztes Kulturgut. Trotz ihrer wechselvollen Geschichte hat sie bis heute ihre beeindruckende Präsenz und historische Bedeutung bewahrt. Heute ist sie eines der am besten erhaltenen römischen Stadttore weltweit und ein eindrucksvolles Zeugnis römischer Ingenieurskunst.